Support für die Psyche

Moritz ist Asperger-Autist. Er ist gut in Mathe und wenn der Rechner im Lehrerzimmer mal wieder streikt, ruft man ihn gern zu Hilfe. Und nein: Moritz lernt weder Telefonbücher auswendig noch ist er ein angehendes Quantenphysikgenie. Und wie die meisten Autisten kann der 11-Jährige den Namen »Rain Man« nun wirklich nicht mehr hören. Weil er Probleme mit der Reizfilterung hat und der kratzende Kuli des Schülers fünf Reihen hinter ihm manchmal genauso laut klingt wie die Ausführungen des Lehrers, hilft ihm ein Schulbegleiter beim Wegräumen jener Knüppel, die ihm sein Autismus hin und wieder zwischen die Beine wirft. Er fungiert als Moderator und Übersetzer von Normaldeutsch ins Aspergische und umgekehrt. Oft kapiert Moritz einfach nicht (oder nicht schnell genug), was Lehrer und Mitschüler von ihm wollen: Er versteht Sprache eher wörtlich und nonverbale Kommunikation ist ihm meist ein Rätsel. Das führt oft zu Konflikten. Die Vermittlung des Schulbegleiters verhindert, dass sie eskalieren, zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen und Moritz das Verfolgen seines Lern- und Schulalltages erschweren. Denn nicht jedes Missverständnis ist so lustig wie Moritz’ eindringliche Aufforderung, man müsse bitte schön jetzt, sofort, per Notarzt mit Nadja in eine Augenklinik fahren. Moritz ließ sich schnell beruhigen und musste hinterher selbst lachen: Nadja hatte mit einem Jungen aus der Parallelklasse Schluss gemacht und die Beziehung mit der ernsten Bemerkung »Liebe macht blind« kommentiert. Inzwischen »geht« Moritz mit Nadja – auch wenn der Begriff nun wirklich idiotisch ist: Man geht doch nicht die ganze Zeit, sondern steht, sitzt und liegt doch auch! Seltsame Welt der Neurotypischen! Wie die so ticken, hat Moritz dank der dezenten »Dolmetschertätigkeit« seines Schulbegleiters in alltäglichen Schulsituationen schon viel besser verstanden. Und umgekehrt. So ist die Welt der anderen für Moritz – dessen Autismus im angloamerikanischen Raum nicht ohne Grund auch als Wrong Planet Syndrome bezeichnet wird – nun kein komplett anderer Planet mehr.

Dies ist nur ein Beispiel für unsere Unterstützung von Schülern mit sozial-emotionalen Besonderheiten. Wir begleiten darüber hinaus Kinder mit AD(H)S, Angststörungen, Phobien, Kriegstraumata, Tourette-Syndrom, Depressionen und vielen anderen psychischen Beeinträchtigungen, auch solchen, die keinen klaren Namen tragen.