Kontakt
Tel.: (0511) 35 88 1-93 oder
Tel.: (0511) 35 88 1-91
Fax: (0511) 35 88 1-82
Mail: isb@gis-service.de
Support im Beruf
»Oft höre ich sofort, ob einer lügt«, sagt Wolfgang Segelmeier. »Ein leichtes Zittern der Stimme, ein besonderer Tonfall, ein Räuspern an gewissen Stellen können recht aussagekräftig sein.« Natürlich haben solche Phänomene keinerlei Beweiskraft. »Aber man hat dann ein Gefühl dafür, wo es sich lohnen könnte, weiterzufragen«, sagt Segelmeier. Doch auch sprachliche Nunancen rein inhaltlicher Art registriert Segelmeier genauer als viele seiner Kollegen, wie diese ihm schon mehrfach bescheinigten. Segelmeier ist Richter an der Großen Strafkammer des Landgerichts. Dadurch hat er erstinstanzlich mit allen Verbrechen zu tun, bei denen eine Freiheitsstrafe von mehr als vier Jahren zu erwarten steht: Mord, Vergewaltigung, schwere Brandstiftung – das volle Programm. Der 53-Jährige hat eine Besonderheit, die ihn zugleich einschränkt und besonders befähigt: Er ist blind. Der Ausfall des Sehsinnes hat zu einer Schärfung seiner übrigen Sinne geführt, namentlich des Hörsinnes. Bei der Aufnahme sprachlicher Äußerungen ist sein Wahrnehmungsspektrum einfach breiter und genauer als bei Kollegen, die zugleich das Visuelle verarbeiten müssen. Eine Arbeitsassistentin liest ihm alle für seinen Berufsalltag nötigen Dokumente und Akten vor, die er nicht mit technischen Hlfsmitteln wie seinem PC mit Sprachausgabe erfassen kann. Für seine Mobilität im Gerichtsgebäude sorgt ein Taststock. Schon die allegorische Personifikation der Gerechtigkeit, Justitia, trägt als Zeichen ihrer Unparteilichkeit – sie urteilt ohne Ansehen der Person – eine Augenbinde. Ursprünglich sollte diese die Blindheit der Justiz verspotten, um 1520 aber setzt sich die auch heute noch gültige Deutung als Symbol der Vorurteilsfreiheit durch. Wer also könnte besser für die Rechtsprechung geeignet sein als ein Blinder?
Im Rahmen unserer Arbeits- und Ausbildungsassistenz unterstützen wir Menschen mit Beeinträchtigungen durch eine persönliche Betreuung am Arbeitsplatz. So ermöglichen wir ihnen gesellschaftliche Teilhabe und die Eingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt. Zu unserer Klientel zählen vor allem Arbeitnehmer mit Körper- und Sinneseinschränkungen. Wie Herr Segelmeier erbringen sie die Kernaufgaben ihrer Tätigkeit selbst und werden dabei durch eine persönliche Assistenz vor Ort logistisch und organisatorisch unterstützt, um ihr Handicap auszugleichen.