Support im medizinischen Bereich

Florian schämt sich. Seine Windel ist schon wieder voll. Stefan hat aufgepasst. Er weiß: Scham lässt sich nicht widerlegen und Mitschüler an der Schwelle zur Pubertät zählen nicht unbedingt alle zum engeren Kandidatenkreis für die Verleihung des großen Einfühlsamkeitspreises. Deshalb tippt er Florian kurz an und rollt ihn dann dezent aus dem Klassenraum zum Behinderten-WC. Der 11-Jährige leidet unter einer Spina bifida, einer angeborenen Fehlbildung von Wirbelsäule und Rückenmark, die hierzulande auch als »offener Rücken« bekannt ist. Dadurch ist er teilweise gelähmt, so dass er auf einen Rollstuhl bzw. ein therapeutisches Fahrrad angewiesen ist. Florians Lähmung betrifft auch die Magen- und Darmfunktionen, zudem hat er eine Entleerungsstörung der Blase. Weil er Urin und Stuhl nicht halten kann, hat er einen Blasenkatheter und Windeln. Stefan nimmt den gebrauchsfertigen Einmalkatheter aus seiner Verschweißung. Jeder Handgriff sitzt. Vor Stefan schämt sich Florian nicht. Mit seinen 1,90 Meter ist er eine respekteinflößende Erscheinung, und seit er sich einmal drei Lästerer ruhig, aber sehr bestimmt zur Brust genommen hat, gibt es auch keine offenen Hänseleien über Florian auf dem Schulhof mehr. Stefan hilft nicht nur beim Katheterisieren, sondern geht Florian auch bei allen motorischen Verrichtungen zur Hand, die dieser nicht allein hinbekommt: Er schiebt den Rollstuhl, hilft beim Treppensteigen, assistiert beim An- und Auskleiden und trägt ihm die Schultasche. Er lässt sich nie aus der Ruhe bringen. Und hat für seinen Schützling immer ein aufmunterndes Lächeln.